Was hilft?
„Und was willst Du machen, Papa?“ – „Nichts eben. Das ist das Schönste, weißt Du. Das muss man können“
(Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil, Bonn 2014)
Die Diagnose “Demenz” ist für viele Angehörige ein Schock. Eine große Irritation, die zu einer Krise führt. “Wohin führt diese Reise?” Was muss getan werden? Lassen Sie sich Zeit, diesen Schock zu verarbeiten.
Wenn die Wogen sich ein wenig geglättet haben, machen Sie sich schlau, was eine “Demenz” überhaupt ist. Sprechen Sie mit jemandem, der kompetent und einfühlsam berät.
Als besonders wertvoll für Angehörige erachten die Alzheimer Gesellschaften die Teilnahme an einem fachlich moderierten Gesprächskreis.
Neurodegenerativ (fortschreitender Verlust von Nervenzellen) bedingte Demenzen sind derzeit nicht heilbar. Der grundlegende Therapieansatz ist deswegen nicht der heilende. Vielmehr will man den Verlauf verlangsamen und möglichst viel Lebensqualtität erhalten. Das hilft den Erkrankten und den Pflegenden.
Zunächst sollten Sie versuchen, sich Hilfe zu holen. Genießen Sie die Zeit mit Ihrem Angehörigen. Schauen Sie auf das, was noch gut ist, weniger auf die Defizite. Niemand ist von heute auf morgen völlig “dement” (ohne Geist!). Wahrscheinlich bleibt bis zum Lebensende immer noch ein Stückweit “Geist”, der auch Demenzkranke in Kontakt mit Ihrer Umwelt hält.
Und wenn es zuhause trotz Unterstützung von Familie, Freunde, Betreuungsdiensten oder ambulanten Pflegediensten nicht mehr geht? Bitte respektieren Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und Ihre Grenzen. Der Umzug in ein Pflegeheim hat nichts mit “Abschieben” oder “Versagen” zu tun. Arno Geiger sagt dazu: „Die Konvention verlangt, dass man ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man beschließt, ein enges Familienmitglied ins Heim zu geben. Und natürlich verunsichert eine solche Entscheidung. Gleichzeitig schadet es nicht, Konventionen in Frage zu stellen. Das dörfliche Seniorenheim verfügt über qualifiziertes Personal unter guten Arbeitsbedingungen. Allfällige Probleme können untereinander besprochen werden.“ (Arno Geiger (2014, S. 133): Der alte König in seinem Exil, Bonn.
Wissen hilft auf jeden Fall auch!
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz entstanden hilfreiche kostenlose Online-Angebote:
Einmal im Monat erscheint der Demenz-Podcast mit Informationen für An-und Zugehörige. Ein Angebot der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem medhochzwei-Verlag. Den kann man abonnieren.
In jeder Folge widmet sich die Autorin und Moderatorin Christine Schön mit Expertinnen und Experten in etwa 30 Minuten einem Schwerpunktthema.
Was auch sehr gut funktioniert, ist die Teilnahme am Demenz-Partner Web-Training.
Oder Sie besuchen dieses ganz neue schweizerische Angebot, das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft entstandt, das DemenzWiki.
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Aktuell empfehlen wir außerdem den Besuch der Mediathek von DigiDem Bayern.
DigiDem Bayern | Wissenschaft verständlich erklärt: In der Webinar-Reihe digiDEM Bayern Science Watch LIVE erläutern Wissenschaftler regelmäßig ein Schwerpunkt-Thema aus der internationalen Demenzforschung und stehen live für Fragen zur Verfügung. Die Teilnahme an den Webinaren ist kostenfrei. Weitere digitale Angebote von digiDem finden Sie hier.
Eine Wohnform, die immer mehr Anhängerinnen und Anhänger findet, sind selbstverwaltete “Demenz-WGs”. Wenn Sie sich dafür interessieren, wie so etwas funktioniert, besuchen Sie doch einfach mal die Seite der Hessische Fachstelle für Demenz-WGs. Die Alzheimer Gesellschaft Rheingau-Taunus würde gerne ein solches Projekt begleiten.
Schließlich ist wichtig zu wissen: Es gibt viel mehr Hilfe als Sie glauben. Wenden Sie sich gerne an uns. Neben unserem professionellem Wissen verfügen wir über persönliche Erfahrungen mit Demenz. Außerdem sind wir gut vernetzt. Was wir nicht wissen, wissen andere. Ausdrücklich empfehlen wir Ihnen unsere Checkliste Flyer Diagnose, was dann? Sie dient der Orientierung in der Versorgungslandschaft Rheingau-Taunus.