Netzwerktreffen mit Selbsterfahrung beim Demenz-Parcours / Geduld wird zur Wohltat

Ganz im Zeichen einer Selbsterfahrung stand das erste Netzwerktreffen der Alzheimer Gesellschaft Rheingau-Taunus in diesem Jahr, das am 24. April in Bad Schwalbach stattfand.

Dank der Unterstützung der Naspa-Stiftung und einer privaten Spende konnte der Verein vor ein paar Monaten einen sogenannten Demenz-Parcours anschaffen, der jetzt vorgestellt wurde und ausprobiert werden konnte. Das Interesse war groß. Angehörige, Ehrenamtliche und Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Einsatzbereichen waren gekommen, um in den oft so schwierigen Alltag eines Menschen mit einer demenziellen Erkrankung einzutauchen und vor allem mitzuempfinden.

Wie fühlt es sich an, wenn das, was früher tägliche Routine war und mit Leichtigkeit erledigt werden konnte, zum unüberwindbaren Hindernis wird? Einen der Einkaufszettel, das Kochen, Tisch decken, das Erinnern eines Weges an seine Grenzen bringt, die Kontrolle entgleitet? „Ich bin total frustriert.“ „Wütend, erschöpft und mutlos.“ „Ratlos und voller Scham.“ Alle waren sich einig, dass der Parcours in erster Linie für Frustration gesorgt hat – und im gleichen Zuge für Verständnis auf emotionaler Ebene. Das Wissen um die Symptomatiken einer Demenz hilft Angehörigen und Pflegepersonal in schwierigen Situationen nicht immer, da das Mit-Fühlen mangels eigener Erfahrung schwerfällt. Geduld und eine wohlwollende Haltung bleiben so mitunter auf der Strecke, sodass das Miteinander noch nervenaufreibender wird als es ohnehin schon ist.

Gab es auch positive Erfahrungen auf dem Parcours, der paarweise absolviert wurde? „Meine Mitstreiterin verlor die Geduld nicht.“ „Trotz zig missglückter Versuche habe ich eine positive Rückmeldung bekommen.“ „Wir haben uns einfach mehr Zeit genommen – dann ging es.“ „Wir haben’s mit Humor genommen.“ Allen war klar: Genau das sind die Schlüssel für einen entspannten, wertschätzenden und respektvollen Umgang miteinander. Wer einen Menschen mit einer demenziellen Erkrankung begleitet, sollte sich Zeit nehmen und Zeit geben, Geduld haben. Wer auch im gefühlten Chaos noch in der Lage ist zu lachen, statt zu zetern umso besser.  Die Reaktion des Umfeldes ist für einen Menschen mit einer Demenz entscheidend.

Autorin: Ingrid Nicolai. Mitglied, Moderatorin, Öffentlichkeitsarbeit