Pressemitteilung, 09. Juli 2021

Entlastung für Angehörige

Alzheimer Gesellschaft Rheingau Taunus tauscht sich mit Experten über Betreuungsangebote aus

RHEINGAU-TAUNUS. Wer einen Menschen mit Demenz im Alltag begleitet, der weiß, wie wertvoll eine Frei-Stunde sein kann: um schnell etwas zu erledigen wie einen Einkauf, Arzt- oder Friseurbesuch, aber auch, um einfach mal zwischendurch zur Ruhe kommen, eine Atempause einlegen zu können. Oft nur in der Gewissheit, dass in dieser Zeit der Angehörige nicht allein ist, sondern einfühlsam, geduldig und verständnisvoll betreut wird, ist das ohne Sorge und Angst möglich.

Durch zahlreiche Beratungsgespräche und den Austausch in den Gesprächskreisen für Angehörige weiß die Alzheimer Gesellschaft Rheingau Taunus um diesen Zwiespalt, diese Not. Eine Möglichkeit der Entlastung können hier Betreuungsangebote für Menschen mit dementieller Erkrankung sein. Sofern der Medizinische Dienst der Krankenkassen einen Leistungsanspruch (gemäß § 45 SGB XI) anerkannt hat, beziehungsweise Pflegegrad 1 vorliegt, können monatlich bis zu 125 Euro der entstehenden Kosten von der Pflegekasse übernommen werden. Im Rheingau-Taunus-Kreis gibt es verschiedene anerkannte Angebote, die aber nicht überall gleichermaßen den Bedarf abdecken können.

„Wir wollen pflegende Angehörige unterstützen, Projekte anstoßen und begleiten“, machte die 1. Vorsitzende Beate Heiler-Thomas bei einer Expertenrunde deutlich, dass sich die Alzheimer Gesellschaft auch als Fachstelle Demenz versteht, die Versorgungslücken aufzeigt. Netzwerkarbeit spielt eine entscheidende Rolle. Und so gingen auf Einladung des Vereins Vertreter des Rheingau-Taunus-Kreises (Altenhilfeplanung und Pflegestützpunkt), des Diakonischen Werks, der Diakoniestation Idsteiner Land, von Pflegediensten, der HUFAD Rheingau und der Stadt Idstein der Frage nach, ob das Angebot einer häuslichen Betreuung speziell für Menschen mit Demenz – neben dem bestehenden Angebot der Diakoniestation – in Idstein eine Zukunft haben könnte.

Mit Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen von Gisela Vogel, die das Konzept der HUFAD (Häusliche Unterstützung für Alzheimer- und Demenzfamilien) vorstellte, die sowohl Gruppen- als auch Einzelbetreuung zuhause anbietet. Für das in Deutschland einzigartige Projekt, das in allen Rheingauer Kommunen niederschwellige Betreuungsleistungen anbietet, sind derzeit 140 geschulte Ehrenamtliche tätig, die etwa 200 Menschen mit Demenz stundenweise ganz individuell betreuen. „Wir sind 2009 mit neun Ehrenamtlichen an den Start“, berichtete Gisela Vogel von einem schnellen Wachstum, das für eine hohe Akzeptanz steht.

Ob ein solches oder ähnliches Angebot auch in Idstein beziehungsweise dem Idsteiner Land umgesetzt werden könnte, soll mit den nächsten Schritten geklärt werden. Mit einem dann konkreten Konzept muss über Fragen der Finanzierung und Trägerschaft nachgedacht werden. „Wir wollen es gut nicht schnell machen“, betonte Beate Heiler-Thomas, dass das noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.