„Willst du mich begleiten zur Preisverleihung der AFI nach Wiesbaden“, so die Frage und Einladung eines Freundes unserer Familie. Ich war sofort dabei und habe diese Einladung gerne angenommen und war neugierig, was wir dort erleben und erfahren werden.
Die AFI verleiht einmal im Jahr im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung an unterschiedliche Forschungsprojekte in Deutschland Fördergelder. Diese fand dieses Jahr am 18. Januar in Wiesbaden in der Casino-Gesellschaft statt. Eine beeindruckende Location.
Insgesamt wurden über 900.000 € Preisgelder vergeben; eine stattliche Summe. Die geförderten Forschungsprojekte wurden meist von den Ärzten und Professoren selbst kurz vorgestellt und erläutert.
Es war sehr beeindruckend mit wieviel Engagement und Knowhow man sich für das Thema Alzheimer-Demenz und andere Demenzformen einsetzt. Zwölf verschiedene Projekte wurden durch die AFI gefördert. Die Vielfalt der Themen hat mich überrascht. Ein dreizehntes Projekt erhielt einen finanziellen Zuschuss von der Helga und Dieter-Steinle-Stiftung.
Der Förderzeitraum der AFI beträgt in der Regel zwei Jahre. Ein Teil der Forscher beschäftigt sich mit Grundlagenforschung, im Besonderen mit der Genetik und der Molekularbiologie des Gehirns. Was passiert in unserm Kopf, wie funktioniert der Stoffwechselhaushalt und was läuft falsch, wenn wir an einer Demenz erkranken? Was ist mit den Eiweißen und deren Ablagerungen in den Gehirnzellen? Weitere geförderte Forschungsprojekte beschäftigen sich mit Diagnostik, mit der Schutzfunktion und der Schutzhülle von Gehirnzellen. Doch nicht nur das Gehirn selbst wurde erforscht, sondern auch Darmfunktion und die Auswirkung von Nahrungsergänzungsmitteln.
Mein Eindruck und mein Fazit sind: Ich war überrascht, dass es so viele interessante Ansätze und Forschungsteams in Deutschland gibt; ganz besonders über deren Vielfältigkeit. Eine der Ärzte hat es auf den Punkt gebracht: „Es gibt nicht nur eine Ursache warum Menschen an einer Demenz erkranken und deshalb gibt es auch nicht nur einen Therapieansatz. Die Ursachen für eine Demenz seien prozesshaft und multifaktorisch. Das erfordere, dass man einen Menschen immer als Ganzes betrachte.
Über 100 Jahre sind vergangen seit der Entdeckung der Demenz durch Dr. Alois Alzheimer und doch gibt uns die Welt unseres Gehirns und unseres Körpers immer noch Rätsel auf. Wir sind dabei diese Welt zu entdecken und die Rätsel zu lüften, doch ein Durchbruch liegt noch in der Ferne. Die Forschung ist auf einem guten Weg, deshalb ist es wichtig, sie zu unterstützen und voranzutreiben. Doch es wird noch ein weiter Weg sein. Eine Welt ohne Alzheimer-Demenz bleibt allem Anschein nach vorerst eine Vision. Deswegen ist es noch einmal mehr wichtig, die Lebenslage der Betroffenen jetzt zu verbessern; die Menschen können nicht warten.
Wir als Alzheimer Gesellschaft werden weiterhin gefordert sein, für Menschen mit Demenz und ihre Wegbegleiter da zu sein und sie dabei zu unterstützen, mit der durchaus herausfordernden Lebenslage zurechtzukommen, sich ihr nicht einfach hilflos auszuliefern, sondern sie bewusst zu gestalten.
Petra Nägler-Daniel
2. Vorsitzende
Walluf, den 26. Januar 2019