Sehr geehrte Besucherin, sehr geehrter Besucher unserer Homepage,

wenn ich auf das Jahr 2016 zurückschaue, stelle ich fest, dass ich umheimlich viel über das Demenzsyndrom, die Leiden der Erkrankten und ihre Angehörigen gelernt habe. Und so möchte ich am Ende des Jahres Hans Förstl zitieren, der sagt, dass das “Ziel aller therapeutischer Bemühungen bei Demenzen […] derzeit in einer symptomatischen Linderung der Leistungseinbuße und einer Verbesserung der Lebensqualität der Patienten und ihrer Angehörigen” besteht. Es geht also um alle von der Krankheit betroffene! Förstl kritisiert überdem die unselige Kostendebatte in diesem Zusammenhang und spricht von einer “drohenden Rationierungsdebatte”, die auf eine “diskriminierende Einstellung” gegenüber älteren Menschen hinweise. Immer noch bestehe eine “fatalistische Einstellung gegenüber kognitiven Einbußen im Alter”, heißt, vielfach wird eine dementielle Veränderung als normale Alterserscheinung abgetan. Hier muss also vehement widersprochen werden; Altwerden geht nicht zwangsläufig mit einer dementiellen Veränderung einher. Jede dementielle Veränderung im streng zu definierendem Sinn, braucht die volle Aufmerksamkeit der behandelnden Ärzte, ja aller  Beteiligten.

Seit Jahren wird seitens der politisch verantworltichen ein allein vor allem positives Altersbild propagiert. Wer nur ausreichend für sich sorge, könne dem Alter ein Schnippchen schlagen, letzthin vielleicht unsterblich werden?  Ironisch ist das, wird dabei doch die Tatsache ausgeblendet, das das “Alter” – wenn auch individuell sehr unterschiedlich – auch Leiden mitsichbringt, zunehmende Hilfsbedürftigkeit. Wie sollen wir bei einem dominat positiven Altersbild Mitgefühl entwickeln? Außerdem verpassen wir die Chancen, einen Lebensabschnitt, der uns hoffentlich alle erreicht, bewusst in seiner ganz besonderen Bedeutung zu erleben, was dann wieder positiv zu wenden wäre.

Eine dementielle Erkrankung verunsichert, ängstigt, verstellt Sinnzusammenhänge, macht abhängig und einsam, wenn wir wir zum einen alte Menschen in ihrer Lebenslage nicht ernst nehmen, und zum anderen nicht angemessen auf die Erkrankung reagieren. Angehörige andererseits fühlen sich der ganzen Wucht dieser oftmals schweren Erkrankung ausgesetzt.

Die Alzheimer Gesellschaft Rheingau-Taunus möchte ihren Teil dazu beitragen, dass die Lebensqualität der Betroffenen verbessert wird. Und weil es sich eben nicht nur um eine Alterserscheinung handelt, sondern um eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, vielfach mit großer psychischer Belastung, erfordert sie eine qualifizierte Zugehensweise. Angehörige, ehrenamtliche Helfende und professionell Arbeitende brauchen fortwährende Weiterbildung und hinreichend Zeit für die Selbstsorge.

Politisch Verantwortliche brauchen den Mut, eine dementielle Erkrankung im Alter ernst zu nehmen, ja Alter als gegebenen Lebensabschnitt hinzunehmen und nicht zuvörderst als Kostenfaktor zu erörtern . Helfende brauchen auch Zeit zum Krafttanken. Somit wünsche ich uns allen Mut und Kraft für das Jahr 2017.

Ihre Beate Heiler-Thomas, 1. Vorsitzende

Literaturnachweis: Hans Förstl (Hrsg.) (2011): Demenzen in Theorie und Praxis. 3. aktalisierte und überarbeitete Auflage. Springer Berlin-Heidelberg: 300 – 301.